Videotechnik beim Genius Loci Weimar 2018 | PRODUKTIONSPARTNER | Produktionspartner

2021-11-16 12:16:28 By : Ms. Joanna Ho

Vom 10. bis 12. August 2018 verwandelte sich die Kulturstadt Weimar noch einmal in ein echtes Lichtermeer. Dabei ging es aber nicht nur um stimmungsvolle Beleuchtung in einer schönen Altstadt an einem lauen Sommerabend. Mit der Veranstaltung möchte das Festival Genius Loci Weimar die kulturellen Schätze der Stadt wieder in den Fokus rücken und durch den Einsatz spezieller Videotechnik im wahrsten Sinne des Wortes „in neuem Glanz erstrahlen lassen“. Aufgrund seiner Einzigartigkeit ist das Genius Loci Weimar nicht nur ein Highlight des Sommerevents, sondern auch ein bekannter Name in der Kreativszene.

Der Genius Loci Weimar (GLW) fand in diesem Jahr zum siebten Mal statt. Das Lichtkunstfestival ist seit seiner Premiere im Jahr 2012 enorm gewachsen. Heute gibt es neben den Fassadenprojektionen viele Sideacts wie das Genius Loci Lab (Installationen und Workshops im Vorfeld des eigentlichen Festivals, konzipiert als Art Mini-Campus auf dem Gelände der Mensa), das AV-Live-Kino (audiovisuelle Montagen im Leuchtturmkino, bei dem Musiker live mit dem Geschehen auf der Kinoleinwand interagieren) oder der Genius Loci Talk, der seit zwei Jahren neu ist Jahre, in denen internationale Experten zu verschiedenen Schwerpunkten der Medienarchitektur referieren und anschließend an einer Podiumsdiskussion mit dem Publikum teilnehmen. Werbung

Doch was macht das GLW-Festival so besonders, dass jedes Jahr bis zu 50.000 Besucher durch die vielen Straßen und Gassen der Kleinstadt schlendern? Die Antwort darauf spiegelt sich bereits im Namen wider. Denn „Genius Loci“ bedeutet so viel wie „Geist des Ortes“ – und genau das will die GLW: den Geist des Ortes, also die Besonderheit des historischen Gebäudes und seiner Geschichten, durch die Einsatz moderner Medientechnik. Also digitale Denkmalpflege. Urban und Digital sollen nicht nur miteinander verbunden werden, sondern durch die Interaktion eine eigene digitale, kontextuelle Sprache entwickeln, die dem Betrachter die Geschichte des Ortes erzählt. Thorsten Bauer, Kurator des Genius Loci Talks, beschreibt die Grundidee des Festivals wie folgt: „Die eingesetzte Technik und der produzierte Inhalt, also das neu Geschaffene, trifft bei unserem Festival auf alten Stein, der viel zu erzählen hat, denn es hat seine Geschichte, die sich über Jahrhunderte angesammelt hat. Das Digitale fixiert, verändert und kommentiert das Vorhandene, ordnet sich dabei selbst unter und stellt so das Gebäude in den Vordergrund. „An geeigneten Plätzen dafür mangelt es in Weimar definitiv nicht. Damit können jedes Jahr drei neue Standorte zur Nutzung ausgewählt werden. In diesem Jahr fiel die Wahl auf das Goethehaus am Frauenplan, das Haus von Frau von Stein und die Universitätsbibliothek in der Steubenstraße.

Alljährlich geht dem Genius Loci Festival ein Wettbewerb zur Entwicklung der jeweiligen Videoinhalte voraus. Hier können sich Künstler mit ihren eigens entwickelten Projektionen für die jeweiligen Fassaden bewerben – die Gewinner können dann ihre Projekte an den drei ausgewählten Standorten umsetzen. Die Besonderheit des GLW: Die Gewinner werden nicht nur von einer Jury bewertet, sondern das Publikum kann auch durch ein Publikumsvoting seine Stimme abgeben. Das macht den Auswahlprozess sehr demokratisch.

Bei der Preisverleihung am 27. April 2018 im Palais Schardt wurden die diesjährigen Gewinner bekannt gegeben: 404.zero spielten mit ihrer Installation „Alchemy“ an der Fassade des Goethehauses am Frauenplan, MultiScalar erzählte mit „Musae . die Geschichte von Goethe und Charlotte von Stein “ der Fassade des Hauses von Frau von Stein und 5Elements verwandelten mit ihrer Performance „Inside Out“ die Fassade der Bauhaus-Universitätsbibliothek in eine gigantische Leinwand. Thorsten Bauer: „Die Projekte am Goethehaus und im Haus von Frau von Stein waren typisches Projection Mapping, also eine temporäre Inszenierung mit Unterhaltungscharakter, die eine Geschichte erzählen will. Für das dritte Gebäude, die Universitätsbibliothek, haben wir in diesem Jahr erstmals das Thema Medienarchitektur in die Ausschreibung aufgenommen. Die Aufgabe bestand darin, etwas zu entwerfen, das auch dauerhaft im öffentlichen Raum stattfinden konnte. Das bedeutet weniger Inhalt mit weniger Dynamik. 5Elements hat dies sehr gut und auf interessante Weise gelöst. Sie haben den Charakter der Bibliothek aufgenommen, indem Sie das Thema „Brief“ in die Architektur formuliert und auf selbstgestalteten Displays durch Wortspiele aus Suchanfragen aus der Bibliothek abbilden. Auch auf der Theke rechts fanden sich typische Bauhaus-Elemente. Das Künstlerteam hat sich sehr spielerisch mit der Essenz des Universitätsbibliotheksgebäudes auseinandergesetzt und diese medientechnisch auf die Fassaden projiziert. "

Auch Thorsten Bauer, hauptberuflicher Medienkünstler und Gründer des Bremer Unternehmens Urbanscreen, geht hier die zentralen Fragen seiner eigenen Forschung auf: Welche Antworten können wir visuell und ästhetisch geben, die dennoch mit dem öffentlichen Raum und der Stadt vereinbar sind ? Die das Gebäude in seiner Identität unterstützen, ohne die Aufmerksamkeit von ihm abzulenken, wie es beispielsweise bei Werbedisplays der Fall ist? „Ich finde es gut, dass jetzt auch so wichtige städtebauliche Themen Eingang in das Festival gefunden haben“, resümiert Bauer.

Organisiert wird das GLW Festival von einem kleinen Team um den Geschäftsführer Hendrik Wendler. Während des Festivals wächst es von sechs Teammitgliedern auf über 200 helfende Hände. Der oben beschriebene Wettbewerb lief vom 14. Februar bis 18. März 2018 und endete nach der Bewertungsphase in der Preisverleihung am 27. April. Aber das war erst der Anfang der Arbeit.

Im Vorfeld des Wettbewerbs mussten die drei Austragungsorte ermittelt und ein 3D-Modell mit einem 3D-Scanner oder ähnlichem erstellt werden. „Hier wird also zunächst die reale Welt in die digitale überführt“, erklärt Thorsten Bauer den eigentlichen Widerspruch. Die Konzeption beginnt dann auf Basis des Modells – also des schöpferischen Teils des Künstlers. Dazu wurden sie vorab über die Geschichte der Gebäude in allen Facetten informiert, sodass sie die Möglichkeit haben, detailliert auf ihre Geschichte einzugehen und wirklich kontextbezogene Inhalte zu erstellen. „Das ist das Einzigartige am Genius Loci Weimar: Hier treffen sich Alt und Neu par excellence!“ Betont Bauer. Dann geht es an die Umsetzung: Hier wird mit herkömmlichen Bilddesign-Gewerken produziert und die Inhalte für die Rückführung (von der digitalen zurück in die reale Welt) aufbereitet. Im Ping-Pong mit der Bildgestaltung entsteht nun auch der passgenaue Audiohintergrund für den Videoinhalt.

Für die Realisierung der Performance und der eigentlichen Veranstaltung ist spezielle Technik erforderlich: Die Projektoren für das Festival müssen besonders groß und hell sein. Vor allem aber werden auch spezielle Mediaserver benötigt, die mehrere Projektoren in einem zusammengesetzten Bild darstellen können. Die verwendeten Server sind mit mehreren Ausgängen ausgestattet, an die beliebig viele Projektoren angeschlossen werden können. Diese werden alle mit einem Bild angesteuert, das dann in der Maschine sozusagen in verschiedene Bildfelder aufgeteilt wird – je nachdem, wo der Projektor welchen Bildbereich anzeigt. Der Mediaserver kann diese Bilder in Echtzeit anzeigen und direkt vor Ort an den aufgenommenen Bereich anpassen (sog. Image Warping). „Beim Genius Loci Festival kommen dafür Medienserver von MXWendler zum Einsatz. Andere Unternehmen, die geeignete Server bereitstellen und die von uns genutzt werden, sind z. B. AV Stumpfl oder Christie mit Pandoras Box. Diese Aufbauphase dauert in der Regel zwei, drei Tage, dann wird der Sound aufgebaut und eingestellt – und dann dürfen die Besucher gerne kommen“, lacht Thorsten Bauer.

6 × Mediaserver MXWendler FXServer Multihead 12 × Beamer Boxer 4K30 von Christie über publitec 4 × PA L-Acoustics über Amphire (für die Hauptstandorte) 2 × PA Meyer Sound (für Club und Outdoor) 1 × PA Funktion 1 (für GLW- LABOR)

6 km Kabel 30 Tonnen Ballast in Tanks 1.000 m² Folie zum Aufkleben der Universitätsbibliothek

Das nächste Genius Loci Weimar Festival findet vom 9. bis 11. August 2019 statt.

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